"Noch nie seit Menschengedenken war der Weihnachtsmann so ratlos wie in diesem Jahr. Seit hunderten von Jahren war er gewohnt, in den Wochen und Monaten vor Weihnachten viel Post aus allen Regionen der Welt mit Geschenkwünschen zu bekommen. Zumeist waren es Kinder, die ihm schrieben, denn kaum ein Erwachsener glaubte an den Weihnachtsmann.

Die Mehrzahl der eingehenden Briefumschläge enthielt ....

Als guter Weihnachtsmann hatte er in den Wochen unmittelbar vor Weihnachten immer so viel zu tun, dass er am zweiten Feiertag dann völlig fertig war, nur noch ein riesiges Glas mit himmlischem Punsch leeren und für ein paar Wochen in Schlaf versinken konnte, um dann ab spätestens Ostern schon wieder mit den Vorbestellungen und neuerlichen Vorbereitungen für das nächste Weihnachtsfest beschäftigt zu sein.

In diesem Jahr mit der denkwürdigen Nummer 2020 war alles anders gelaufen. Erst hatte es merkwürdig lange gedauert, bis die ersten Briefe bei ihm eingegangen waren. Er hatte sich schon Sorgen gemacht: Glaubt denn etwa gar keiner mehr an den Weihnachtsmann? Oder streikt vielleicht nur die Post? Oder liegt es an der Digitalisierung? Er besaß bisher weder einen E-Mail Account noch ein Smartphone; der Himmel war diesbezüglich noch hinter dem Mond. Bei den letzten himmlischen Haushaltsverhandlungen hatte er zwar durch seinen Finanzengel einmal bei Gott anfragen lassen, bis wann denn mit einem Anschluss des Himmels an das weltliche Digitalnetz gerechnet werden könne. Dieser hatte aber nur abgewinkt, und die Engelgewerkschaft hatte sogar dagegen protestiert.

Als dann etwa Mitte des Jahres 2020 die ersten Briefe beim Weihnachtsmann eingegangen waren, stammten diese fast ausschließlich von erwachsenen Welten-bürgern, ganz wenige nur von Kindern. ...."